Graffiti ist auch weiblich, non-binär, divers, vielfältig
Seit dem 27. Mai 2025 läuft bei StreetLife 2.0 ein neues Format für junge Menschen aus der Graffiti-Szene: „Graffiti ist Gay“. Jeden Dienstag von 16.00 bis 20.00 Uhr treffen sich in der Sachtlebenstraße 36 rund 20 bis 25 Jugendliche, die sich für StreetArt interessieren – jenseits binärer und hierarchischer Geschlechterrollen. Die Gruppe steht für Vielfalt, ist inklusiv und wird von den Jugendlichen selbst organisiert. Alle sind willkommen. Gefördert wird das Projekt vom Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung.
Die Idee hinter dem Projekt
Die Graffiti-Szene war lange männlich dominiert. Der stereotype Sprayer – aggressiv, vermummt, männlich, nachts mit Lederjacke unterwegs – ist ein Bild von gestern. Heute ist StreetArt viel mehr: eine offene, diverse Ausdrucksform, die längst auch von queer-feministischen Gruppen und weiblichen Kollektiven geprägt wird. „Graffiti ist Gay“ steht genau für diesen Wandel – für neue Perspektiven und Zugänge zur Straßenkunst.

Politische Kunst – kreativ und empowernd
Die Werke der Gruppe spiegeln die Sichtweisen von FLINTA-Personen* (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binären, trans* und agender Menschen) wider, einer wachsenden Gruppe der Jugendkultur und Graffiti-Szene. Hier entstehen nicht nur Tags oder Pieces – sondern Kunst mit politischer Botschaft. Die Themen sind vielfältig, gesellschaftlich relevant und für die Graffiti-Community eher ungewöhnlich: Sexismus, Konflikte, Selbst- und Fremdbilder, Drogen oder Femizide. Das jeweilige Tagesmotto bestimmen die Jugendlichen selbst.

Gearbeitet wird auf Papier, Leinwand oder Stoff. So können die fertigen Werke auch an der Graffiti-Wall vor Ort ausgestellt werden. Die Koordination übernimmt Alexandra als Peerleaderin – sie organisiert die Termine und bleibt mit den Teilnehmenden in Kontakt.
Kick-off mit Erfahrungen aus den Anfängen
Zum Auftakt war eine „Oldschoolerin“ aus den 90er Jahren dabei – bekannt in der Szene für ihre Arbeiten an Zügen, Dächern und Hauswänden in Berlin. Sie berichtete beim ersten Treffen über ihre früheren Erfahrungen als Sprayerin. In dieser Zeit war Berlin ein Hot-Spot der aufblühenden Graffiti-Szene. Dazu kämpften Frauen und Mädchen für ihre Emanzipation. Sie nutzten das klassische Writing für die Verbreitung von feministischen Themen. Die aus dem Hip-Hop erwachsene Szene war damals fast ausschließlich männlich dominiert und nahm Frauen oft nicht ernst.

15 Termine bis Oktober – mit Abschlussausstellung
Bis zum 14. Oktober 2025 sind insgesamt 15 Treffen geplant. Am Ende soll eine Ausstellung der entstandenen Kunstwerke stattfinden. Mitmachen? Ganz einfach. Komm an einem Dienstag vorbei – in der Sachtlebenstraße 36.
Hinweis: Während der Berliner Sommerferien pausieren die Treffen.
Kontakt
Jonas Quintin (Ltg. StreetLife 2.0), Tel. 0176 – 45 95 26 62