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Fachtag „Autismus“ mit Miriam Vogt

Teilnehmende eines Workshops mit Referentin Miriam Vogt

Unerlässlich: Neurodiversität und systemischer Ansatz in der Autismus-Therapie

Die Samariteranstalten Fürstenwalde hatten am 6. Mai 2023 zum 20. Fachtag „Autismus“ mit dem Thema „Kindliche Entwicklung: Vielfalt (er)Leben“ Fachpublikum  und interessierte Eltern eingeladen. Miriam Vogt, Bereichsleiterin und Gründerin der „Dualen Autismus und Familientherapie“ bei Zephir gGmbH war als Referentin und Moderatorin von zwei Workshops dabei.

Als diakonische Einrichtung verfügen die Samariteranstalten Fürstenwalde über ein umfangreiches Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsen in den Bereichen schulische und berufliche Bildung, Wohnen, Betreuung. Dazu gehört auch ein Autismus-Zentrum mit vielfältigen Förderangeboten und Beratung.

Einführungsvortrag von Prof. Dr. habil. Zimpel

Den Einführungsvortrag zu „Autismus im Neurodiversitäts-Spektrum“ hielt Prof. Dr. habil. André Frank Zimpel von der Universität Hamburg. Er machte deutlich, wie sehr die Vielfalt des menschlichen Nervensystems die individuelle Wahrnehmung von Umweltreizen bestimmt und wie wichtig es ist, sie zur Verbesserung der pädagogischen und therapeutischen Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum zu nutzen.

Zwei Workshops mit Miriam Vogt von Zephir gGmbH

Im Anschluss hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in sieben Workshops mit Einzelthemen wie Grundlagen der Autismus-Spektrum-Störung, Autismus im Neurodiversitäts-Spektrum, gesetzliche Aspekte zur Teilhabe (SGB IX), Fallbeispiele, Herausforderndes Verhalten und unterstützende digitale Angebote auseinanderzusetzen. Die beiden Workshops „Verstehen autismusbedingter Wahrnehmung und Verhaltensweisen in ihren Kontexten“ von unserer Autismusspezialistin Miriam Vogt waren sehr nachgefragt. Die Teilnehmenden der Gruppe am Vormittag waren vor allem Fachkräfte aus den Bereichen Wohnen, Therapie, Pädagogik. Am Nachmittag hatten sich mehr interessierte Eltern für den Workshop angemeldet.

Blick von oben auf einen großen Raum mit vielen Tagungsteilnehmenden beim Essen.

Miriam Vogt knüpfte mit ihrer Haltung direkt an den Vortrag von Prof. Zimpel an. Neurobiologische Ansätze sind für die Arbeit und Therapie im Autismus-Spektrum sehr sinnvoll, weil sie „Autistische Erscheinungsformen“ und damit verbundenes Verhalten von Menschen im Autismus-Spektrum als Ausdruck eines individuellen, intensiven Erlebens betrachten. Das Verhalten ist Reaktion und steht somit in Resonanz mit Umwelt, Verhaltensweisen oder Haltungen anderer. Es ist der individuelle Versuch, die Situation irgendwie auszuhalten und zu verarbeiten, sagt aber nichts über die tatsächlichen Gründe aus.

Unsere Expertin regte außerdem an, negativ besetzte Termini wie „Problemverhalten“, „Störverhalten“, „schwierige Kinder“, „nicht normal…“ infrage zu stellen. Erst der Abstand von bisherigen Normen und Wertungen öffnet den Blick auf die individuelle Wahrnehmung des Einzelnen.

Praxisbeispiele zur Diskussion

Es folgten viele Beispielen aus der eigenen Therapie-Praxis. Die Teilnehmenden waren im Rahmen des Workshops aufgefordert, aufgrund der Situationsschilderung Hypothesen zur Wahrnehmung und den Gründen des Verhaltens einer Person aus dem Autismus-Spektrums zu formulieren. Nach einer Phase des aktiven und sehr engagierten Austauschs konnten verschiedene Handlungsempfehlungen für den Umgang mit „herausforderndem Verhalten“ entwickelt werden.

Als systemische Autismus-Therapeutin betonte Miriam Vogt auch die wichtige Rolle des Systems (u.a. Familie, Schule) für die Verhaltensweisen von Menschen aus dem Autismus-Spektrum. Autismusspezifische Hilfen und Therapien sind deshalb unter Einbeziehung des gesamten Systems besonders wirksam. Deshalb ist dies auch der Ansatz der Dualen Autismus- und Familientherapie von Zephir gGmbH.

Am Ende wurde deutlich, dass der Bedarf an Unterstützung bei den Fachkräften weiterhin hoch ist. Deshalb bietet der Bereich „Duale Familien- und Autismustherapie“ von Zephir gGmbH auf Anfrage auch fachliche Beratung und Fortbildung für Mitarbeitenden von pädagogischen, stationären und ambulanten Einrichtungen wie Schulen, Wohngruppen etc. an.

Kontakt:
Miriam Vogt, Tel.: 0159 – 06 14 52 81 oder vogt@zephir-ggmbh.de

Unsere Arbeit wird gefördert durch die Berliner Jugendämter.